„Nein zu den Pflegenoten“
Die vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) seit 2009 durchgeführten Qualitätskontrollen mit ihrer anschließenden Bewertung der Einrichtungen nach einer Art „Schulnotensystem“ werden schon lange von zahlreichen Wissenschaftlern und Altenhilfepraktikern sehr kritisch kommentiert. Dabei wird vor allem bemängelt, dass das Verfahren ausschließlich die Qualität der Pflegedokumentation, nicht jedoch - wie vom Gesetzgeber eigentlich gefordert - die Lebensqualität der BewohnerInnen abbildet.
Mit seiner Fokussierung auf die Verschriftlichung aller Pflegehandlungen erhöht das System die ohnehin immer weiter ausufernde Bürokratie in den Heimen nochmals erheblich. Um die bürokratischen Anforderungen des MDK zu erfüllen, werden wichtige zeitliche und personelle Ressourcen in den Einrichtungen gebunden, die für die Pflege und Betreuung der BewohnerInnen somit nicht mehr zur Verfügung stehen. „Unterm Strich“ führen die Qualitätskontrollen daher letztlich zu einer Verschlechterung der Pflegequalität! Das System täuscht damit aber zugleich die VerbraucherInnen, die sich von dem so genannten „Pflege-TÜV“ eine Hilfestellung bei der Auswahl eines geeigneten Anbieters erhoffen, denn in Wirklichkeit haben Pflegenote und Pflegequalität leider gar nichts miteinander zu tun. Diese grundlegende Kritik an dem System wurde zwischenzeitlich nicht nur von verschiedenen Sozialgerichten in ihren Urteilen bestätigt, sondern auch in einem von den Vertragsparteien selbst in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Gutachten.
Die wesentlichsten Kritikpunkte an den Qualitätskontrollen sind in dem Artikel „Mogelpackung Pflegenoten“ von Michael Graber-Dünow, der in der Zeitschrift „Dr. med. Mabuse“, Nr. 189 erschienen ist, zusammengefasst.
Sie können den Artikel hier nachlesen.
Der Sozialrechtler und Gerontologe Prof. Dr. Thomas Klie wirbt nun gemeinsam mit dem Diplom-Volkswirt und Geschäftsführer der Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft Franz J. Stoffer für ein Moratorium der Pflegenoten. In einem Zehn-Punkte-Papier weisen die Initiatoren die grundlegenden fachlichen und juristischen Schwächen sowie die mangelnde Eignung des „Pflege-TÜV“ nach und plädieren folgerichtig für seine Aussetzung. Zahlreiche prominente Persönlichkeiten der Altenhilfe, wie zum Beispiel die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Frau Prof. Dr. Ursula Lehr, Herr Prof. Dr. Klaus Dörner und Herr Prof. Dr. Reimer Gronemeyer gehören zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs.
Nähere Informationen sind der Homepage
zu entnehmen. Auf dieser Internetseite können Sie auch über das Moratorium abstimmen.
Eine weitere Qualitätsentwicklung in der stationären Altenhilfe ist ebenso zwingend notwendig wie die Transparenz der Leistungen. Leider bewirkt das bestehende System jedoch gerade das Gegenteil. Eine Aussetzung der Pflegenoten wäre daher dringend erforderlich bis ein System entwickelt wurde, das den gesetzlichen und fachlichen Ansprüchen tatsächlich genügt.